Klosterhof Salaplauna steht in Flammen

Bilder: Romeo Schmed und Stiafen Furger Text: Gion Tenner 

Ostermontag, den 17. April 2006. Es ist 04.11 Uhr als die Einsatzzentrale der Kantonspolizei in Chur den Pikett 1 des Feuerwehrstützpunktes Disentis alarmiert. In Salaplauna brenne ein Stall. Ich verlasse das Haus und sehe bald, dass der Klosterhof in Flammen steht. Beim Komplex handelt es sich um einen rund 90 Meter langen Stall, 20 Meter breit mit verschiedenen Anbauten. Auf der Nordseite steht ein Wohnhaus, ansonsten sind keine weiteren Gebäude in der Nähe. Der Zugang ist von drei Seiten her möglich, Hauptzugang ist die Lukmanierstrasse. Das Wasser kann vom nahegelegenen Aclettabach und vom Hydrantensystem bezogen werden. Eine Freileitung, welche grosse Teile der Region mit Strom versorgt, verläuft in der Nähe des Wohnhauses. Es ist windstill, der Himmel ist leicht bewölkt, Temperatur um die 5° C. 

Ein mulmiges Gefühl steigt hoch, der Führungsrhythmus tickt aber bereits und überdeckt alle anderen Gedanken. 

Ich versuche die Einsatzzentrale zu erreichen, die Leitungen sind überlastet und so komme ich ein gutes Stück weiter, bis endlich die Gesamtfeuerwehr aufgeboten werden kann. Schon um 04.17 Uhr treffen wir auf dem Schadenplatz ein. Der Stall steht im Vollbrand, der Anbau hat ebenfalls Feuer gefangen. Kühe und Rinder springen auf der Strasse umher, Leute schreien. Durch die hellerleuchteten Fenster sieht man Menschen Tiere retten. Das Wohnhaus ist intakt. Meine ersten Gedanken gelten dem Pächter, den ich gut kenne und vor allem auch seiner Tierliebe. Was wir nicht brauchen können, sind Heldentaten mit Unfällen oder Toten. So werden die eintreffenden AdF auch angeleitet, Personen aus dem Gefahrenbereich zu bringen und die Tiere vom brennenden Stall wegzubringen. 

Das Pikett 1 ist auf Platz, weitere Adf folgen. Der Gruppenführer TLF meldet sich und erhält den Auftrag, das Haus mit einem Hydroschild zu schützen. Die Leute arbeiten ruhig, aber speditiv, die Wasserwand steht nach zwei Minuten, das TFL hat eine Zubringerleitung ab Hydrant, für den ersten Moment genügt das. Die Schadenplatzorganisation wird eingerichtet. Weitere Transportleitungen ab TFL können erstellt werden. Mein Ziel steht fest: das Feuer drücken wir weg vom Haus Richtung Süden. Unerwartet schnell stürzt plötzlich der gesamte Stahlaufbau zusammen, nur 15 Minuten nach Alarmeingang! die Stahlkonstruktion konnte sich der enormen Hitze nicht widersetzen. Ächzend fällt die tonnenschwere Konstruktion gegen das Wohnhaus. Ein riesiger Krach, niemand verletzt. Das Hydroschild löscht die entgegengestürzte Fassade ab, der Rest erfolgt mit zwei Druckleitungen.

Der bereits eingesetzte Abschnittsoffizier meldet Gefahrenstoffe (ein grosser Dieseltank und verschiedene Kanister mit unbekanntem Inhalt auf der Ostseite). Das Teilstück unterhalb des Wohnhauses liefert das nötige Wasser zum Kühlen. 

Die Hitze ist enorm, die Verkehrstafeln auf der Strassenoberseite schmelzen. Die Lukmanierstrasse ist und bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Herr Beeli von der Kantonspolizei Disentis trifft ein. Er unterstützt uns, informiert die Medien und erstattet kurz Bericht nach Chur. 

Nun liefert auch eine MS 2 Wasser zum Schadenplatz. Wir beginnen mit der sukzessiven Brandbekämpfung von Norden nach Süden. Das Gebäude ist inzwischen stromlos geschaltet, leider auch die Wohnquartiere Raveras und Gonda. Nach einer Stunde sind keine grösseren Flammen mehr sichtbar, aber es brennt unter dem Blechdach noch gewaltig. Wir brauchen einen Kran, um das Blech entfernen zu können, müssen aber auf den Brandermittler warten, um keine Spuren zu beseitigen. 

Um 08.10 Uhr trifft dieser auf dem Platz ein und gibt grünes Licht, dass das Dach, welches auf das Haus gestürzt ist, entfernt werden kann. Die Bilder, welche wir intern für uns erstellen, zeigen, wo das Feuer ausgebrochen ist. Die Löscharbeiten können nun voll durchgezogen werden. Im Untergeschoss werden weitere Gefahrenstoffe gesichtet. Durch gezieltes Kühlen bleiben Tanks und Fässer unbeschädigt. 

Stück für Stück arbeiten wir vorwärts. Das Dach ist um 13.15 Uhr entfernt, die Stahlträger sind für den Kran zu schwer. Nun muss das Heu gelöscht werden, eine mühsame und vor allem stinkige Aufgabe, welche teilweise nur unter Atemschutz bewerkstelligt werden kann. Dienlich ist hier auch die Anhängeleiter (praktischer die ADL, welche nächstens eintreffen sollte!). Im Anbau werden Chemikalien in grösseren Mengen festgestellt. Nach Anweisungen des Chemiefachberaters werden diese neutralisiert. 

Dank: 

Keine Personen wurden verletzt, von 50 Kühen und Rindern konnten 49 gerettet werden, das Wohnhaus konnte geschützt werden, es entstand lediglich ein kleiner Gebäudeschaden am Dach und Fensterglas zerbarst, dies alles Dank dem Einsatz von vielen Helferinnen und Helfern, namentlich: 

• meiner Kameradin und meinen Kameraden der Feuerwehr 

• Nachbaren und Bauern, welche für uns Aufgaben erledigten, die uns viel Zeit und Kräfte abverlangt hätten, sodass wir uns auf unsere speziellen Aufgaben konzentrieren konnten 

• dem Kloster Disentis für die Zwischenverpflegung 

• Gusti Calivers für seine guten Ratschläge und die willkommene Unterstützung 

• der Kantonspolizei, vor allem Andreas Beeli, für die gute Zusammenarbeit 

• den aufgebotenen Firmen aurax electro und Caduff SA

Für die meisten AdF endet der Einsatz um 17.15 Uhr, eine Brandwache sichert die Einsatzstelle noch bis 22.05 Uhr, nachdem der gesamte Komplex mit einer Wärmebildkamera nach Glutnestern abgesucht wurde. 

Während die Feuerwehr und Polizei vollkommen mit dem Brand beschäftigt waren, halfen viele Nachbarn, vor allem Bauern, mit den Tieren und sorgten sich um die Familie. Diese Arbeiten entlasteten uns sehr. 

Lehren 

Der Einsatz verlief reibungslos. Da viele aktive Feuerwehrmänner und -frauen diese Seite lesen, möchte ich nochmals auf die Gefahren von Stahlkonstruktionen hinweisen. Diese sind, wir haben es gesehen, unberechenbar. Der Einsturz kann jederzeit erfolgen und wird nicht wie beim Holz, vorangekündigt. 

Neben den Personen und Tieren gelang es uns das Wohnhaus und praktisch den gesamten Maschinenpark zu retten.

Mitteltabelle 

1 Tanklöschfahrzeug 

1 Pikettfahrzeug 

2 Transportfahrzeuge mit verschiedenen Anhängern 

1 Anhängeleiter 

1 Motorspritze Typ 2 

52 Feuerwehrleute 

4 Sanitätsdienst/ Versorgung 

2 (4) Polizeibeamte 

ca. 900 m Transportleitungen 

ca. 700 m Druckleitungen