Barschament d‘in clavau a Gonda/Mustér

26.9.2000. Dichter Nebel lag über Disentis. Und gerade dieser Nebel streute das helle, orange-rote Licht am 26. September 2000 um 03.30 Uhr so sehr, als würde der ganze westliche Teil von Disentis brennen. Nicht verwunderlich, dass gerade mehrere Anrufe bei der Notzentrale in Chur eintrafen.

Um 03.33 Uhr wird das Pikett 1 über Pager und Telefon alarmiert: „Stallbrand in Gonda“. Ein Blick nach Disentis lässt Schlimmes vermuten: der Himmel ist hell erleuchtet. Seit Jahren schon waren wir davon verschont, hie und da löschten wir kleinere Brände. Ein Grossbrand gab es seit 1993 aber nie. Auch unser Kommandant befürchtet Schlimmes und lässt bereits während seiner kurzen Anfahrt die ganze Feuerwehr aufbieten.

Stallbrand in Gonda/Disentis03.45. Das TLF und die ersten Feuerwehrleute der Pikettgruppe 1 treffen am Einsatzort ein. Eine Scheune steht im Vollbrand, der in der Nähe stehende Stall brennt ebenfalls. Die Hitzestrahlung ist schon auf 50 m so hoch, dass die Wände der zwei benachbarten Häuser drohen, gleich ebenfalls Feuer zu fangen. Die zwei Hausbesitzer kühlen mit Ihren Gartenschläuchen die Wände der beiden Häuser. Der Sudwestwind treibt das Feuer direkt auf die zwei benachbarten Häuser.

03.50. TLF im Einsatz! Mit dem Schnellangriff kann die Kühlung der beiden Häuser verstärkt werden. In der Zwischenzeit wird die erste Transportleitung aufgebaut, die Wasserversorgung ab Hydrant sichergestellt. Auf dem Schadenplatz treffen die Pikettgruppe 2 und die übrige Mannschaft ein. Das zweite Gebäude bricht in Vollbrand aus, die Hitze und der Hitzestau an der Front wird unerträglich. Funken fliegen gegen die Häuser nach Osten, bleiben zum Teil an den Holzwänden kleben und glühen dort aus. (Später erfahren wir, dass Funken bis 300 m weit geflogen sind). Zwischen den brennenden Ställen und den beiden Häusern wird ein Hydroschild aufgestellt. Ein Beamter der Kantonspolizei meldet sich auf dem Schadenplatz.

03.55. Auf der anderen Bachseite ist eine Motorspritze einsatzbereit. Diese dient als Wasserzubringer für das TLF, sowie einer zweiten Transportleitung über dem Bach für den Löschangriff von Westen. Die zweite und dritte Transportleitung ab TLF sind erstellt. Kurzzeitig bricht die Wasserversorgung ab Hydrantennetz zusammen. Von den Transportleitungen werden Löschleitungen in Betrieb gesetzt: Der eigentliche Löschvorgang beginnt!

04.00. Inzwischen ist die Mannschaft eingerückt. Von Norden wird eine Transportleitung ab Hydrant erstellt. Der Bahnhofvorstand von Disentis wird aufgeboten, um den Strom der benachbarten Furka-Oberlap-Bahn abzuschalten. Vom Osten muss eine zusätzliche Transportleitung ab Hydrant aufgebaut werden, um die zwei Häuser besser schützen zu können. Das Wasserreservoir Disentis wird auf volle Leistung umgeschaltet. Die Wasserversorgung ab Bach und Netz (tlw. über 8000 l/Min) ist nun sichergestellt.

04.05. Der Schadenplatz wird weiträumig abgesichert. Die Löscharbeiten schreiten gut voran. die Rauchentwicklung wird immer unerträglicher. Weitere Löschleitungen von allen vier Seiten werden in Betrieb genommen. Es stellt sich heraus, dass viele Schläuche aus dem Depot des Zivilschutzes defekt sind und ausgetauscht werden müssen. Aus den Magazinen werden darum weitere Haspel geholt. Die Stromabschaltung in Disentis ist erfolgt. Ein zweites Problem tritt aber auf: infolge der NEAT-Arbeiten am Bahnhof Disentis liefert die FO-Bahn den nötigen Betriebsstrom. Eine Abschaltung dieser Versorgung ist nur in Sedrun möglich. Der dortige Bahnhofsvorstand ist nicht erreichbar. Die Kapo übernimmt diese Aufgabe.

04.10. Da die Rauchentwicklung immer stärker wird, wird die Pikettgruppe des Samaritervereines aufgeboten. Eine kleine San Hist wird eingerichtet. Mit dem Stallbesitzer wird Kontakt aufgenommen, um abzuklären ob irgendwelche gefährliche Stoffe gelagert sind. Da sich dieser auf der Jagd befindet, muss seine Frau ihn zuerst holen gehen.

Stallbrand in Gonda/Disentis

04.25. Stromabschaltung der FO-Linie in Sedrun ist erfolgt. Vom Norden kann stärker angegriffen werden. das Feuer ist unter Kontrolle, die beiden Häuser ausser Gefahr. Auf dem Schadensplatz trifft der regionale Feuerwehrinspektor ein. Weitere Beamte der Kantonspolizei sind hinzugekommen.

04.30. Die Samariter sind auf Platz und übernehmen die medizinische Versorgung.

04.35. Beamte der Rhätischen Bahn sichern die Spannungsleitungen der FO-Bahn. Bei den Brandobjekten werden Wände aufgerissen und aufgesägt. Die Brandbekämpfung im Innern der Gebäude wird vorangetrieben. Die Löschwasserentsorgung wird kontrolliert und für unproblematisch erklärt.

Stallbrand in Gonda/Disentis 

05.15. Ein Imbiss und Getränke werden für die Mannschaft organisiert. Der Stallbesitzer meldet, dass keine gefährlichen Stoffe im Stall gelagert sind.

05.45. Der Samariterverein übernimmt die Verteilung des Imbisses. Die Löscharbeiten sind fast abgeschlossen, hie und dort müssen noch kleine Brände gelöscht werden. Zum Teil werden bereits Leitungen abgebaut.

06.30. Der Kommandant befiehlt den Rückzug. Einige Leitungen ab Hydrant werden noch stehen gelassen. Immer noch müssen kleine Brandherde gelöscht werden. Der Bahnverkehr wird wieder freigegeben.

07.45. Der grösste Teil der Mannschaft und die Samariter werden entlassen. Eine Brandwache wird aufgestellt. Diese muss zwischendurch nochmals kleinere Brandherde löschen. Der Brandermittler der Kapo nimmt seine Arbeit auf. Vom EW wird die unterbrochene Stromversorgung wieder sichergestellt.

08.00. Die Aufräumungsarbeiten beginnen. Der Schadenplatz wird abgesperrt und gesichert. Die Strasse nach Gonda ist wieder offen. Die Einsatzleitung trifft sich beim Rapport. Schwachpunkte werden gesammelt. Die allgemeine Feststellung ist, dass die Mannschaft super gearbeitet hat. alles hat prima funktioniert (wir danken Euch!)

10.00. Mit Ausnahme des Stabes und zwei AdF wird die übrige Mannschaft entlassen.

11.45. Der Einsatz vor Ort ist abgeschlossen. Nun beginnt die Arbeit am Schreibtisch.

Der kleine Stall (vorne) wo der Brandausbruch stattfand. Hinten die beiden gefährdeten Häuser. 

Der Einsatz hat gezeigt, dass unsere prophylaktischen Vorbereitungen nützlich waren. Man darf mit ruhigem Gewissen sagen, dass die Feuerwehr ganze und hervorragende Arbeit geleistet hat. die wurde auch von offizieller Seite bestätigt. Und… wir haben riesiges Glück gehabt. Zehn Minuten später am Einsatzort und die benachbarten Häuser wären ebenfalls in Brand gewesen. Was dann geschehen wäre, wäre schlichtweg eine Katastrophe gewesen: die den beiden Häusern benachbarten und aus Holz bestehenden Gebäuden sind so dicht aufeinander gebaut, dass wir schnell einen Quartierbrand gehabt hätten.

Kein Mensch, mit Ausnahme eines Unfalles, und kein Tier ist zu Schaden gekommen. Der Sachschaden beträgt mehrere zehntausend Franken. Die Brandursache ist noch Gegenstand der Ermittlungen.

Der grosse Stall. hinten folgt die Bahnlinie und ein drittes Haus. Zum Glück konte die Hinterseite des Stalles gehalten werden.

Die Bilder sind nach dem Brand entstanden, das erste Foto wurde uns freundlicherweise von Herrn Gion Hosang zur Verfügung gestellt.. Vorher hatten wir keine Zeit. Wir werden uns aber bemühen, weitere Bilder aufzutreiben. Erstaunlicherweise war die Presse trotz stillen Alarmes schnell auf Platz.