Am 20. Oktober 1899 ist in Medel der Weiler Casura abgebrannt. Ein Zweifamilienhaus und ein Einfamilienhaus, sowie 4 Ställe mit grossem Erntevorrat, sind vernichtet worden. Nur noch ein Haus und ein Stall sind verschont geblieben. Fast alle Möbel, Kleider und auch Haustiere sind in den Flammen verblieben. Nur bereits der Schaden zweier Familien – Schwiegervater und Schwiegersohn –, 100 Viertel Heu, sind verbrannt, sodass diese die ganze Herde sofort wegtun [verkaufen] mussten. Weil der Weiler auf der linken Talseite liegt, konnte man das Feuer von Disentis aus nicht ausmachen. Auch die Männer der Umgebung waren in den Wäldern verstreut und wegen Wassermangel konnte sehr wenig gerettet werden, nicht zuletzt auch weil es windete. Wie es üblich ist, wurde der Brand auch hier durch zündelnde Kinder verursacht, die in einem Stall mit Feuer gespielt haben. Immer die gleiche Geschichte! Solange man kleine Kinder hat, hängt man die Zündholzschachtel so hoch, dass die Kinder sie nicht reichen können. Sind die Kinder grösser, gebe man ihnen ordentlich auf die Finger, wenn sie nach Streichhölzern greifen! – Wir empfehlen die schwer Geschädigten dem öffentlichen Wohlwollen! aus: Gasetta Romontscha Nr. 43, von 1899, Supplement «Einige Erinnerungen betreffend dem Dorfbrand des Weilers Casura 1899 Es war Ende Oktober. Das genaue Datum des Tages ist nicht mehr bekannt. Es ist auch möglich, dass es in den ersten Tagen des Novembers gewesen ist. In jenem Herbst war es sehr trocken, so dass die Quellen und Gewässer vielerorts fast eingetrocknet waren, so auch in Casura. Wenn die Frauen die Wäsche waschen wollten, mussten sie in das Tal hinter Casura gehen, wo die Quelle genügend Wasser lieferte. Das mögen rund 250 Meter gewesen sein, teilweise ein schlechter Weg, mehr nur ein Pfad. Zur Zeit des Brandes kam, wie ein Bewohner des Weilers Drual sagte, kein Wasser aus der einfachen Kanalisation (bestehend aus 1/2 Zoll Röhren). Das Wasser wurde in Platta nera gefasst, rund 300 Meter ausserhalb des Dorfes. Der Brand wurde durch Unachtsamkeit zündelnder Kinder verursacht, die Zündhölzer vom Waschort nach Hause bringen sollten. Im genannten Tal wurde an diesem Tag gewaschen und die Männer hatten dort eine Feuerstelle errichtet, wo man das Waschwasser nach Bedarf aufheizen konnte. Anstatt die Zündhölzer nach Hause zu bringen, sind die Kinder in einen Schopf gegangen und haben dort dürren und trockenen Stroh angezündet. Durch die trockene Witterung wurde das Feuer schnell grösser und verbreitete sich in kürzester Zeit über den ganzen Stall. Das geschah kurz vor Mittag, denn die Männer waren grösstenteils beim Holzen, andere sonst nicht zu Hause. Das Feuer sprang auf die benachbarten, mit Schindeln bedeckten Gebäude über und niemand konnte etwas tun. Wohl sind Leute hinzu gerannt, doch diese hatten keinen Erfolg, fehlte ja wie oben bereist gesagt das Wasser. Das Vieh konnte mit grösster Mühe und grossem Wagnis gerettet werden. Einige Schweine und Hühner verblieben im Feuer. Einige Nahrungsmittel und Gegenstände konnten ebenfalls gerettet werden, jedoch nicht viele. Das ist so geschehen, wie ich es von der mündlichen Überlieferung meines Vaters in Erinnerung habe. Dieser stammte aus Casura, zog aber einige Jahre vorher nach Acla, besass aber in Casura noch Land und ein Haus, das er später verkaufte. Die Gemeinde stellte kostenlos Bauholz zur Verfügung. Andere Beiträge gab es fast nicht, wie mein Vater sagte. Diese Zeilen mögen vielleicht einen historistischen Beitrag leisten. Acla, April 1966
sig. Joh. Batt. Flepp-Bearth geboren den 8.6.1890» An der Versammlung vom 29. Oktober 1899 beschloss die Gemeinde folgendes: «5. Alle Eltern von denjenigen Kindern, die entdeckt werden, dass sie Zündhölzer entweder im Hosensack oder in der Hand haben, werden sofort mit 30 Franken gebüsst. Davon gehen 20 Franken in die Gemeindekasse und 10 Franken zu Gunsten des Anklägers. [Anm.: die Summe ist für damalige Verhältnisse sehr hoch] 6. Es wird beschlossen: die Gemeinde soll sich dem Kreisamt zuwenden, damit die Kinder, die den Brand von Casura und Curaglia verursacht haben [dementsprechend gab es einen zweiten, ähnlichen Brand] gewarnt und bestraft werden. Das gleiche soll mit ihren Eltern geschehen. 8. Es wird beschlossen, das nötige Holz kostenlos zur Verfügung zu stellen, damit die Häuser und Gebäude wieder aufgebaut werden können. Aber es soll die Bedingung aufgestellt werden, dass für die hintere Wand der Ställe nicht mehr als ein, maximal zwei Holzbalken gebraucht werden dürfen. 9. Als Hilfskomitee für die Unglücklichen des Brandes werden gewählt:
Gemeinderat Fidel Bundi Statthalter Gion Giusep Bundi und
Assistent Johann Jos. Pally» Im Protokoll vom 2. November 1899 können wir lesen: «Es wird beschlossen, dass das Hilfskomitee durch die Gemeinde eine Kollekte einziehen darf, von Haus zu Haus, und dass das Geld den Brandgeschädigten zukommt.» Das Geld wurde unter den Gebäudeeigentümern verteilt. Gemäss beigelegter Skizze fielen 5 Ställe und 2 Häuser dem Feuer zum Opfer. Ein Haus und ein Stall am Rande des Dorfes blieben unversehrt. 5 Gebäude wurden 1900 wieder aufgebaut. Seit dem Brand von 1899 ist Casura nicht mehr bewohnt. aus: Val Medel, S. 284 – 293, geschrieben von Linus Beeli